«Die Stimme», so haben einige ehemalige Philosophen geschrieben, «ist die Materie des Wortes». Und wahrscheinlich gibt es keine Materie, die schwerer fassbar und ungreifbarer, aber bewegender ist als diese. In seinem schönen Buch «voix off» versucht der Komödiant Denis Podalydès diese seltsame Materie mit Worten zu umschreiben. Ein eitler, aber berührender Versuch: es sind Stimmen von Schauspielern, Sängern, Freunden, Verwandten – und von Verstorbenen. Was er hört, ist aussergewöhnlich. In manchen Stimmen ziehen Pferde vorbei, in anderen sind es Windböen, Fischströme, Sonnen oder Schatten.
Seit seiner Gründung ist das Sion Festivalim Hinblick auf diese Zauberwelt sehr hellhörig und verbindet oft die Magie der Stimme mit der Violine. Mehrere Konzerte werden dieses Jahr Sänger, Sängerinnen, Chormitglieder oder Erzähler in den Mittelpunkt stellen.
Bei einer kleinen Auswahl dieser Konzerte werden wir – bei der Wahrnehmung der überwältigenden Töne grosser Komponisten – auch mit den Fingern dieses bewegende, ungreifbare Geheimnis berühren: die Resonanz der menschlichen Stimme – und dies aus allen Blickwinkeln!
Der Chor. Am Sonntag, den 18. August um 17.00 Uhr werden die gemeinsamen Stimmen junger und weniger junger Chorsänger, das Oberwalliser Vokalensemble, die Singschule Cantiamo Brig und der Farnham Youth Choir sowie eine gelungene Auswahl an Solisten die Kathedrale von Sitten zum Ertönen bringen! Auf dem Programm stehen das Magnificat von Johann Sebastian Bach und die Mass of the Children von John Rutter. Die Transparenz der Kinderstimmen sowie die Prägnanz des Erwachsenenchors werden einer strahlenden Lebensfreude und der Beziehung zur Transzendenz Ausdruck verleihen. Ist deine Teilnahme am Konzert vom 18.8. nicht möglich? Egal: Dieses aussergewöhnliche Konzert wird bereits am Vortag in der Kollegiumskirche in Brig (19 Uhr) aufgeführt.
Die Jazz-Sängerin. Am Sonntag, den 25. August um 17 Uhr wird die geschmeidige, unter allen Sängerinnen erkennbare Stimme der Jazzwomen Maria Joao von den Mauern der Ferme-Asile bis hin über den Atlantik eine Brücke bauen. Diese Stimme wird jene der Sinnlichkeit, der Ausdruckskraft sein, die aus ihrem zerbrechlichen Material einen vielfältigen Diskurs entstehen lässt. Umgeben vom Pianisten André Mehmari, dem Klarinettisten Gabriele Mirabassi und dem Cellisten Antonio Meneses wird uns die Sängerin zu einer Begegnung mit einem so reichen, so ausgedehnten, einem kontinentgrossen Land führen: Brasilien…
Die Sängerin. Und schliesslich wird sich am Mittwoch, den 28. August um 20.00 Uhr die Ferme-Asile in ein italienisches Theater verwandeln. Die spektakuläre Stimme der Sopranistin Julia Lezhneva lässt ein echtes Feuerwerk dichtgedrängter Vokalisierungen entfachen: Früchte einer Theaterleidenschaft von einigen spätbarocken Komponisten. Ein Vektor von Emotionen in seinem reinsten Zustand wird uns mit Schwingungen der Liebe, der Trauer – aber auch der Wut – betören! Und die letzten Stimmen werden kraftvoll sein!
Fühlen Sie sich nicht angesprochen? Kein Problem: Das Programm des Sion Festivals bietet weitere Konzerten, Konferenzen und Animationen an. Das vollständige Programm finden Sie auf unserer Website: www.sion-festival.ch oder folgen Sie uns auf den sozialen Netzwerken: Facebook, Instagram
Bestimmt wird einer unserer Termine auch der Ihre sein.
Wir freuen uns, Sie diesen Sommer bei uns anzutreffen!
