Wir sagen « Brasilien » und gleich drängen sich uns Bilder auf. Jene von farbigen Fotografien, ausgestellt in den Schaufenstern von Reisebüros. Diese lassen uns von einem Land des Lachens und der Musik träumen, von einem Land, in dem alles ein Fest ist: eklatante Körper, strahlende Gesichter, Karneval, Samba. Aber es gibt auch Bilder im Fernsehen und in Dokumentationen, die nicht heiter sind und nur politische Turbulenzen, Gewalt in Städten und Bidonvilles erwähnen – und dies, trotz der Sonne, in einem einheitlich grauen und schmutzigen Dekor. Natürlich ist die Realität notgedrungen viel komplexer. Trotzdem, das Land wirkt sehr widersprüchlich, man kann sich nie sicher fühlen. Es gibt Tänzer, Touristen und Bettler – alle auf seltsame Art unter dem wohlwollenden Blick von Christus dem Erlöser versammelt, dessen offenen Arme weitherum die Menschen zusammenbringen und sie umarmen.
Die Musik gibt auf die Fragen, die sich aus dieser Reihe von Klischees ergeben, eine Antwort. Sie bietet etwas von ihrer Wahrheit an. Antonio Meneses, ein eminenter brasilianischer Cellist, kennt und liebt das Repertoire seines riesigen Landes. Um Gemeinsamkeiten zu überwinden, erkundet er sowohl wissenschaftliche Musik aus Amerika als auch populäre Genres. In seinem Programm werden wir Werke grosser brasilianischer Komponisten entdecken – eine Hommage an Villa-Lobos! – aber auch einige Perlen des Musikstils von Bossa Nova sowie aus der neuen Jazzszene. Dank der Vielfalt der aufgegriffenen Genres entwerfen die Musiker ein sehr breites Panorama – ist doch Brasilien künstlerisch sehr reichhaltig. Wenn wir also unsere kraftvollen Oxymora finden – Karnevalsfreude an Sambas, Schmerz bei einigen Klageliedern – wird sich uns die Musik in ihren Nuancen subtiler offenbaren und indirekt ein unerwartetes Porträt des heutigen Brasilien aufzeigen.
Oeuvres de / J. Bosco & A. Blanc
/ H. Villa-Lobos
/ A.C. Jobim
/ A.V. Correa
/ Guinga
/ A. Mehmari
Ferme-Asile
Promenade des Pêcheurs 10
1950 Sion
Schweiz
